Wir sollten Wildblumen großflächig stehen lassen!
Wenn wir über Landwirtschaft reden, denken die meisten an endlose Maisfelder, perfekt gemähte Wiesen oder Äcker voller Weizen. Doch hinter dieser scheinbaren Ordnung verbirgt sich ein ernstes Problem: die Agrarwüste. Felder, die frühzeitig abgemäht oder auf Monokulturen reduziert werden, hinterlassen keine Nahrung für die unzähligen Lebewesen, die unseren Planeten am Laufen halten. Insekten, Schmetterlinge, Wildbienen, Vögel – sie alle finden kaum etwas zu essen, geschweige denn von Habitat – aber dazu in einem anderen Beitrag.
Doch gerade jetzt, im Spätsommer und Frühherbst, blühen noch viele Wildblumen. Wenn wir sie stehen lassen, können sie das Bodenleben und die Tierwelt unterstützen, bis der Winter kommt.
Das frühe mähen stört auch das Bodenleben und somit den ganzen Boden. In einer Handvoll Erde steckt mehr Leben als Menschen auf der Erde existieren. Regenwürmer, Mikroorganismen und Pilze sind für die Fruchtbarkeit von Böden entscheidend. Sie zersetzen abgestorbene Pflanzenteile, lockern die Erde auf und machen Nährstoffe verfügbar. Wenn Felder aber schon im Spätsommer abgeerntet oder abgemäht werden, entziehen wir diesen Bodenhelfern ihre Nahrung. Das schwächt nicht nur die winzigen Lebewesen, sondern langfristig auch den Boden selbst.
In der späten Saison gibt es noch viele Wildblumen, die Insekten Nahrung und Habitat bieten können.
Korbblütler (Asteraceae)
Flockenblume (Centaurea scabiosa) – oft noch im September
Herbstaster (Aster spp.) – die Klassiker für Spätsommer/Herbst
Kleinblütige und Gelbe Flockenblumen – teilweise bis Oktober
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wilde Minze (Mentha spp.) – blüht oft bis September
Taubnessel (Lamium purpureum) – kleiner, aber wertvoller Pollenlieferant
Schmetterlingsblütler (Fabaceae)
Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) – bis September
Wilde Wicken – je nach Standort bis Anfang Herbst
Baldrian & verwandte Arten
Echter Baldrian (Valeriana officinalis) – duftet und blüht noch in frühen Herbstmonaten
Späte Weg- und Wiesenblumen
Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) – Spätsommer
Gelber Sonnenhut (Rudbeckia hirta) – teilweise bis Oktober
Wilde Möhre (Daucus carota) – kann sich noch spät entwickeln
Diese Pflanzen liefern Nektar und Pollen, die vielen Insektenarten im Spätsommer und Herbst das Überleben sichern. Selbst ein paar stehen gelassene Quadratmeter Wiese oder Feldrand können einen Unterschied machen.
Warum das für uns alle wichtig ist
Die Agrarwüste schadet nicht nur Insekten, sondern dem gesamten Ökosystem. Weniger Insekten bedeutet weniger Bestäubung, weniger Nahrung für Vögel und kleine Säuger, weniger Biodiversität. Indem wir Felder und Wiesen bewusst nicht vollständig abmähen und Wildblumen stehen lassen, stärken wir den Kreislauf des Lebens – und unseren eigenen Lebensraum.
Mein Appell
- Lass Wildblumen und Samenstände stehen, auch wenn sie nicht „schön“ für den Menschen erscheinen
- Unterstütze die Artenvielfalt durch Mischungen statt Monokulturen
- Denke daran: Jeder Quadratmeter, den wir stehen lassen, ist Nahrung und Schutz für Bodenleben und Insekten
Spätsommer und Frühherbst sind die ideale Zeit, um für die unsichtbaren Helden des Bodens zu sorgen. Was wir jetzt tun, wirkt noch lange in den Boden und die Tierwelt hinein – und sorgt dafür, dass unsere Felder, Wiesen und Gärten im nächsten Jahr wieder lebendig und fruchtbar sind.


Leave A Comment