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Blog May 12, 2025

NATÜRLICHER HUMUSAUFBAU?

Writen by Stephan Kasten

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Wo gibt es natürlichen Humusaufbau?

Humus ist die Grundlage für fruchtbare Böden, stabile Ökosysteme und unsere Ernährungssicherheit. Doch während in der konventionellen Landwirtschaft Humus oft durch Erosion, Überdüngung und Bodenbearbeitung verloren geht, baut die Natur ihn ganz von allein auf – über Jahrhunderte, leise und stetig.

Doch wo genau passiert das eigentlich? Wo kann man heute noch natürlichen Humusaufbau beobachten – und was können wir davon lernen?

1. In forstwirtschaftlich ungenutzten Wäldern

Wälder, die nicht regelmäßig gerodet, bejagt oder anderweitig wirtschaftlich genutzt werden, zeigen eindrucksvoll, wie Humus ganz natürlich entsteht.
Wenn Laub, Äste, tote Tiere und Bäume zu Boden fallen, beginnt ein komplexer Zersetzungsprozess. Bodenlebewesen wie Regenwürmer, Pilze und Mikroben bauen das organische Material Stück für Stück um – ohne dass der Boden bearbeitet oder gedüngt werden müsste.

Der Clou:
Hier bleibt alles im System. Nichts wird „entsorgt“, alles wird wieder zu Nahrung. Der Wald zeigt uns damit ein Prinzip, das in der Landwirtschaft weitgehend verloren gegangen ist: Kreislauf statt Linearität.

2. Am Grund stehender Gewässer

Seen, Teiche, Altarme von Flüssen oder Moore sind ebenfalls Orte, an denen natürlicher Humusaufbau stattfindet – wenn auch langsamer.
In diesen Lebensräumen sinkt organisches Material (wie Laub, Pollen, abgestorbene Pflanzenreste) auf den Grund und wird dort durch Sauerstoffmangel nur sehr langsam zersetzt. Das Ergebnis: eine dunkle, dichte, kohlenstoffreiche Schicht – sogenannter Sumpfhumus oder sogar Torf.

Diese Böden sind nicht nur extrem fruchtbar – sie speichern auch enorme Mengen Kohlenstoff. Zerstören wir sie (z. B. durch Trockenlegung), wird genau dieser Kohlenstoff als CO₂ freigesetzt. Erhalten wir sie, schützen wir das Klima.

3. Wo der Boden nie nackt ist

Einer der wichtigsten Faktoren für natürlichen Humusaufbau ist: ständige Bodenbedeckung.
In der Natur gibt es kaum „nackten“ Boden. Ob im Wald, auf Wiesen oder in der Savanne – immer wächst oder liegt etwas auf dem Boden. Diese Pflanzendecke verhindert:

  • Erosion durch Wind und Wasser

  • Austrocknung durch Sonneneinstrahlung

  • Auswaschung von Nährstoffen

Gleichzeitig bringt sie Leben in den Boden: Pflanzenwurzeln füttern Mikroorganismen, Blätter liefern Futter für Zersetzer. Besonders Dauergrünland zeigt, wie lebendig und humusreich Böden werden können, wenn sie dauerhaft bewachsen sind.

4. Wo mit Mulch gearbeitet – und nicht gegraben wird

Auch Gärten und landwirtschaftliche Flächen können Humus aufbauen – wenn wir uns an natürlichen Prinzipien orientieren.
Mulch – also abgestorbenes Pflanzenmaterial, das auf der Oberfläche liegen bleibt – ist ein echter Humus-Booster. Er schützt vor Austrocknung, wird von Kleinstlebewesen abgebaut und fördert das Bodenleben.

Wichtig: Je weniger wir den Boden stören, desto besser kann er sich regenerieren. Pflugfreie Bewirtschaftung – z. B. in Permakultur- oder Agroforstsystemen – zeigt, wie lebendiger Humus auch in der Nahrungsmittelproduktion aufgebaut werden kann.

Humus entsteht dort, wo:

  • alles im Kreislauf bleibt

  • Vielfalt herrscht

  • kein ständiger Eingriff stattfindet

  • der Boden geschützt und versorgt wird

Diese Prinzipien könnten auch unsere Städte, unsere Landwirtschaft und unsere politische Entscheidungsfindung verändern. Denn Humus ist mehr als fruchtbare Erde – er ist ein Symbol für Zukunftsfähigkeit.

Wenn wir natürlichen Humusaufbau fördern, fördern wir:

  • Klimaschutz (durch CO₂-Bindung)

  • Wasserspeicherfähigkeit (gegen Dürre)

  • Ernährungssicherheit (durch fruchtbare Böden)

  • gesellschaftliche Resilienz (durch gesunde Landschaften)

Lasst uns den Blick wieder dahin richten, wo die Natur es vormacht. Und beginnen, nicht gegen, sondern mit ihr zu gestalten.

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